Home › Foren › Profi-Radsport allgemein › Rebellin – der nächste Dopingfall? › Antwort auf: Rebellin – der nächste Dopingfall?
Da das Thema leider nicht mehr so ernst genommen wird, obwohl man ja nun wirklich die Zeit für vernünftigen Austausch hätte, probiere ich es hiermit mal wieder.
Der Triathlon auf hawai hat es ja mal wieder gezeigt, dass doping in nahezu allen ausdauersportarten einzug gehalten hat, trotz stärkerer überwachung und verachtung in der presse. da ich, wie oben erwähnt, mich im moment nicht mehr der rennradereignisse ergötzen kann habe ich mich mal mit der psyche eines ausdauerprofis auseinandergesetzt und bin zu der erkenntniss gekommen, dass den männer und frauen größtenteils keine andere möglichkeit geboten wird als zu dopen.
was erwarten wir von einem profisportler im rennrad, triathlon und marathon. doch nahezu unmenschliche leistungen. wobei man beim triathlon und marathon noch sagen darf,dass die höchstleistung zwei- bis dreimal im jahr nur erbracht werden muss, ist beim rennradfahrer ja ein nahezu höchstmaß an leistung über mehrere monate nötig. die fahrer (die normalen) müssen sich von märz bis in den oktober quälen, um im nächsten jahr einen vernünftigen vertrag zu erhalten und bekommen gerade soviel geld wie ein regionallligaspieler im fussball (ich weiß wovon ich spreche). da es auch im rennradsport nur eine handvoll wirkliche spitzenfahrer gibt, ist die schlussfolgerung doch, dass 98% aller profifahrer der leistung entsprechend ersetzbar sind.
jetzt der gedanke eines normalen profis:
ich fahre seit meiner kindheit rennrad, habe eine normale schulausbildung und habe einen beruf bei einem sponsor des radclubs erlernt, war aber die meiste zeit auf dem rennrad. mein verdienst als profi ist gut und ich kann mir davon auch ein häuschen bauen. für meine zukunft kann ich ca. drei bis fünf jahre vorsparen und in der zeit muss ich etwas gefunden haben, dass mich und meine familie ernähren kann.
das ist der idealfall eines begabten durchschnittsfahrer im peloton. jeder der anderer meinung ist, kann hier ja seine meinung demnächst kundtun.
da die rennen im verhältnis in den letzten jahren durchweg wesentlich schneller geworden sind, die strecken aber doch gleich geblieben sind und das peloton auch nicht mehr fahrer zu bieten hat als vor zehn jahren, muss man sich doch die art der gezeigten qualität zu gute führen und trotz trainingstechnischer steuerung sich fragen, wie das alles möglich ist. zugleich sollte man sich auch fragen, ob wir wirklich damit zufrieden wären langsamere rennen uns anzuschauen und mehrere ausruhetappen auf der tour oder im giro würden wir auch sofort kritisieren. d.h. die leistungspirale ist nach unten nicht mehr korrigierbar, also wie soll ein zwar begabter radfahrer, aber trotzdem auch nur ein mensch, das alles schaffen, bzw. aufrecht erhalten? und wieso sollte ein profi wirklich angst vor den strafen haben, da das risiko erwischt zu werden absolut kalkulierbar ist und der verdienstsprung vom normalen fahrer zum wichtigen fahren im jahr ca. 200.000 € unterschied beträgt. Die mehrkosten für gutes doping, sofern sie nicht vom rennstall bezahlt werden, belaufen sich bei ca. 20.000 €. macht bei gleichem aufwand und erhöhten risiko ein gewinn von ungefähr 150.000 bis 180.000 €. bei dem ertragszuwachs würde selbst jeder börsenspekulant neidisch werden. und wenn man sich umfragen anschaut wieviele menschen für eine handvoll kohle ihre niere verkaufen würden, dann sollte man den spruch von eventuellen und nicht belegbaren gesundheitlichen spätfolgen mal ganz weit nach hinten schieben. also, was spricht jetzt eigentlich rein von der normalen menschlichen sicht gegen doping?