Kanarienvogel, Ineos war früher ein Team, das Favorit auf den Toursieg war und auch oft genug gewonnen hat (sieben von acht Mal bis 2019). Später war man wenigstens ein Team, das ums Podium der Tour de France mitfährt und auch sonst oben mitmischt (Mannschaftswertung 4, 2 und 3 in den letzten 3 Jahren). Letztes Jahr war es mit Thomas aber schon mehr eine Überraschung als eine Erwartung, siehe auch die repräsentative Forumswette 2022. Spätestens für 2023 war klar, Ineos ist ein Team von vielen, man kann fast von Bora mehr erwarten als von denen.
Beim Giro haben sie das noch gut aufgefangen, bei der Tour kam aber schon zu wenig – Rodriguez muss sich da als sicherer Dritter etablieren. Dann denkt man doch, die haben sich noch was aufgehoben für die Vuelta, aber nein, sie haben nicht mehr viel anzubieten außer ihrem Selbstverständnis.
So ein bisschen erinnert mich das an Mapei/Quickstep, die nach vielen, vielen Jahren, in denen im Norden der Sieg nur über sie ging, nun seit Jahren nur noch Füllmaterial dabei haben, aber keine Favoriten. (Okay, dafür gewinnen sie da trotzdem noch ganz schön viel, aber Terpstra, Gilbert, Asgreen hätten auch gut ohne Nordmonument glücklich werden können.)
Für 2024 geht der Trend bei Ineos weiter – kaum Siegfahrer in Sicht. Rodriguez vielleicht, aber dann?
Überhaupt eine merkwürdige Entwicklung mit den vielen Abgängen und keinen Neuzugängen. Steht ja die Fusion mit den Quickies in der Gerüchteküche, aber auch das ist ja schwer vorstellbar. Aber woher nehmen die sonst noch 10 passable Fahrer her zu diesem Zeitpunkt?
Vive le Tour. Vive le cyclisme.
