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Das ist auf jedenfall ein sehr schräges Rennen bisher, sieht überhaupt nicht wie Sport aus.
Also einen Zufallssieger erwarte ich nicht, eine kleinere Überraschung aus einer taktischen Konstellation nicht ausgeschlossen. Aber so auf Narvaez-Niveau wird man schon sein müssen.
Also ein Exot wird nicht gewinnen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, wie hier ein Favorit siegen will. Also für van der Poel, van Aert oder Evenepoel sehe ich durch ihren Favoritenstatus deutliche Nachteile – ja, ehrlich gesagt eigentlich keine Chance.
Ich vermute, dass schon sehr früh eine Gruppe geht und es schwierig bis unmöglich wird die Verfolgung zu organisieren. Da die Fahrer aus unterschiedlichen Profiteams kommen, sehe ich auch nicht, dass sich zum Beispiel ein Stuyven oder Benoot komplett aufopfern werden. Warum sollten sie, wenn sie selbst eine Chance haben? Van der Poel wird hingegen schon die Unterstützung von van Baarle oder Hoole bekommen, aber die beiden sind aktuell nicht stark genug um das Rennen zu kontrollieren. Und alle anderen Teams werden erstmal auf die Niederländer und vor allem die Belgier schauen, und erwarten dass die sich outen.
Wenn die Teams versuchen alle einen Fahrer aus der zweiten Reihe in die erste Gruppe zu bringen, kann das Rennen schon ganz früh gelaufen sein, denn wer hätte dann noch Chancen die Ausreißer zurück zu holen?
Und weil das alles doch recht offensichtlich ist, werden viele Fahrer morgen gleich in die erste Gruppe wollen. Wenn da niemand ist, der das entschlossen kontrolliert, schauen die Top-Favoriten in die Röhre.
Also ich rechne schon mit einem Außenseitersieg, aber natürlich nicht im Sinne eines Nobody, sondern eher jemand wie Bettiol oder Hirschi. Also sehr gute Fahrer, die aber im direkten Vergleich mit den Top-Favoriten keine Chance hätten.
Hat sich schon jemand mit der Strecke des Herrenrennens am Samstag etwas näher beschäftigt? Gibts dazu Meinungen?
Ich habe mir eben mal versucht das anzuschauen, soweit nähere Informationen verfügbar. Die Strecke ist natürlich vor allem mal sehr lang. Hügelig ist sie auch, aber die Hügel an sich erscheinen mir nicht sonderlich selektiv.
Da zu vermuten ist, dass das Rennen auf den letzten drei Schleifen am Montmartre entschieden wird, bin ich die Schleifen eben mal abgefahren, auf Goggle maps.
Das Kopfsteinpflaster am Butte Montmartre gehört wohl zu den sehr gut befahrbaren seiner Art. Aus der Aufsicht ist die jeweilige Steigung zwar nur mit Vorbehalt gut abzuschätzen, aber für mich sah das alles wenig selektiv aus.
Kurz: Das Rennen ist wohl hauptsächlich über seine Länge und das ständige Auf und Ab selektiv, aber eine ganz bestimmte Stelle anzugreifen konnte ich nicht ausmachen.
Ich nehme an es gibt wieder keinen Teamfunk, es ist also nicht auszuschließen, dass zumindest zeitweise wieder etwas ähnlich Kurioses passieren kann, wie beim Olypiasieg von Anna Kiesenhofer in Tokio. Bei 90 Fahrern ist mir auch nicht klar, wie und ob überhaupt das Rennen kontrolliert wird. Das könnte dann also schon ziemlich chaotisch werden.
Ist es also ein Rennen, bei dem am Ende schon der Stärkste gewinnt? Da bin ich skeptisch. Wenn man einmal in der falschen Gruppe hängt, wird man da kaum noch rauskommen. Ich vermute also, dass eher der taktisch Geschickteste und Glücklichste das Rennen gewinnt. Aber wir werden sehen.
Deine Idee bezüglich des Straßenradsports ist ja ganz nett, aber die UCI hat dafür nur 180 Plätze und die teilt sie seit diesem Jahr gleichmäßig zwischen Männern und Frauen auf.
Danke, für die Info, das wußte ich nicht. Hätte es mir allerdings schon denken können sollen, da ich mich bereits beim Tennis darüber wunderte, dass jede Spielerin und jeder Spieler in allen 3 Wettbewerben spielt (spielen muss), was ja auch nicht so wirklich sinnvoll ist.
Das hängt vermutlich mit den maximalen Ressourcen des olympischen Dorfs zusammen, vermute ich? Oder gibts noch andere Gründe für eine Limitierung der Teilnehmer?
Beim Tennis mussten ja jetzt schon einige Teilnehmer aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, weil sie schlichtweg überlastet waren zwei Partien an einem Tag zu spielen. Will sagen: hier geht das aktuelle Konzept von OLympia ebenfalls deutlich erkennbar auf die sportliche Qualität der Veranstaltung. Dito beim Radsport, wenn da jetzt nur noch 90 Frauen und 90 Männer zu den Straßenrennen zugelassen sind.
Vielleicht ist also die Idee des olympischen Dorfs nicht mehr zeitgemäß? Einige Athleten scheinen ja ohnehin schon ausgezogen zu sein, weil ihnen das Essen oder die Betten nicht passten, oder der Weg zu den Trainings- und Wettkampfstrecken zu weit war. Man könnte ja an der Idee eines olympischen Dorfs in einer verträglichen Dimensionierung festhalten, aber „überzähligen“ Athleten erlauben sich eine eigene Unterkunft zu sorgen. Wenn das die Qualität der Wettbewerbe wieder erhöht, wäre es ja im Sinne der Sache. Umgekehrt gefragt, was nützt denn ein mit immer weiteren Sportarten aufgeblähtes Olympia, wenn es sportlich zunehmend fragwürdig wird?
Weil’s bis 92 nur für Amateure war.
Das ist natürlich auch wieder wahr. Allerdings hätte man da in den vergangenen 32 Jahren durchaus etwas entwickeln können. Wenn man den Radsport gut verkaufen will, ist ja Olympia durchaus ein Ereignis, an dem auch Zuschauer teilnehmen, die sonst wahrscheinlich nie zu einem Radrennen kämen. Würde sich also schon für alle im Radsport lohnen, da etwas Attraktives anzubieten.
Siehe Tennis
Gutes Stichwort. Der Radsport nimmt bei diesem Olympia bei den Herren etwa 8,5 Stunden in Anspruch (RR und TT). Beim Tennis der Herren, mit Einzel, Herrendoppel und 50% Mixed, kommen die auf so etwas wie 200 Stunden und mehr. Also nimmt Radsport zu Tennis etwa 1:20 an Zeit (Sendezeit) in Anspruch, jetzt nur mal die Herren betrachtet. Bei so einer krassen Diskrepanz könnte man durchaus fordern, dass zumindest für das Straßenrennen noch eine Qualifikation durchgeführt werden kann (und sei es, im Rahmen eines an Teilnehmern umfangreicheren Zeitfahrens)
Olympia ist Leichtathletik und Leichtathletik ist Olympia.
Das kann man durchaus so sehen und ich hätte gar nichts dagegen. Back to the Roots. Aber der Trend ist ja genau umgekehrt: Breakdance wird olympisch, Skateboard fahren, für die eher bewegungsdefensiven Kinder wahrscheinlich bald Online-Surfen.
Es steht in der Summe der Betrachtungen die Frage im Raum, wie viel Einfluss kann die UCI auf die Wettkampfformate bei Olympia nehmen? Oder ist da jede Sportart wie ein Bittsteller auf das Wohlwollen und die Willkür des IOC angewiesen?
Aber eigentlich willst doch einfach eine WM?
Zuerst einmal würde ich mir einen halbwegs fairen Wettbewerb wünschen, eine durchaus anspruchsvolle Strecke, so dass es keinen Zufallsolympiasieger gibt und dass das als Mannschaftssportart ausgetragen wird. Wenn Olympia alle 4 Jahre etwas Besonders sein soll, dann müssten natürlich schon alle Stars unabhängig vom Rennkalender dort teilnehmen können, wenn sie wollen. Ob es dann etwas Besonderes würde, läge auch am IOC und am Veranstalter. Mit dem Anspruch etwas Besonderes zu machen, könnte es sich aber durchaus auch klar von einer WM abheben, wenn man es wollte.
Spontan aus der Hüfte geschossen, würde ich mir z.B. (!) Folgendes vorstellen können: dass man das Zeitfahren nutzt, um jeder Nation auf der Welt, die in Mannschaftsstärke beim Straßenrennen an den Start gehen will, 4 Teilnehmer zu genehmigen, wovon die Zeit der besten 3 ergebnistechnisch gewürdigt wird (wie bei einer GT). Das würde das Zeitfahren doppelt spannend machen, weil es zwei Plots gäbe. Die 20 Besten in dieser Mannschaftswertung dürfen dann mit 6 Fahrern (= 120 Fahrer in toto) ihrer Wahl am Straßenrennen teilnehmen – also egal ob sie im Zeitfahren an den Start gegangen sind. Bis zu 30-40 weitere Nationen dürfen mit 3 Fahrern teilnehmen. Dann hätte man mit 50-60 Nationen mehr als jetzt und nahezu jede relevante Radsportnation hätte eine sichere Teilnahme. Und mit 210-240 Fahrer am Start, zwar ein etwas größeres Feld, aber dafür auch alles am Start was von den Topfahrern starten möchte.
Durch den Modus hätte man sich auch ganz klar von einer WM abgesetzt und ein Straßenrennen mit 210-240 Fahrern wäre wahrscheinlich auch vom Start weg sehr schön animiert. Der Mannschaftssportcharakter wäre auf sportliche Weise gewahrt. Ich glaube, das könnte ein ziemliches Spektakel werden.
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Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 4 Monaten von
Joelle van Dyne geändert.
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Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 4 Monaten von
Joelle van Dyne geändert.
Doch. Bei Schwimmen, Leichtathletik und Hockey ist der Olympiasieg das mit Abstand größte, was man gewinnen kann. Im Radsport kann man diskutieren, obs eher vor WM, Giro, Vuelta, Roubaix oder Flandern kommt oder danach. Über die Tour braucht man nicht mal reden.
Und warum ist Olympia ausgerechnet im Radsport vergleichsweise weniger bedeutsam? Könnte das etwas mit Ursache und Wirkung zu tun haben? Weil der sportliche Wert so fraglich ist, nimmt das keiner so ernst, obwohl es Olympia ist?
Wenn man sich mal die Teilnehmerliste anschaut und runterzählt wer da alles fehlt, angefangen von Pogacar, Vingegaard, Carapaz (als Titelverteidiger!), Roglic, A. Yates, S. Yates, Almeida, Landa, Mas, Del Toro, Kuss, Bernal, usw. usw… anders ausgedrückt: wie geil könnte Olympia sein, wenn dort fernab der üblichen Manschaftsstrukturen und Zwänge, hier wirklich mal die gesamte Creme de la Creme mitfahren würde. Was könnte das für ein Spaktakel sein!
Aber die völlig lieblose Streckengestaltung beim EZF und die absurd quotierte nationale Kontigentierung berauben den olympischen Wettkampf seiner Attraktivität. Und wozu? Was bekommt man dafür? Da fehlt aus meiner Sicht jegliche rationale Abwägung, obwohl man sich etliche Kompromisse vorstellen kann, die jeweils deutlich attraktiver wären.
Aber wie wollen wirs denn jetzt? Einfach ein zweites WM-Rennen alle vier Jahre wärs für mich jetzt aber auch nicht.
Naja, beim Schwimmen oder in der Leichtathletik oder beim Hockey, eigentlich nahezu bei jeder anderen Sportart existiert kein gravierender Unterschied zwischen WM und Olympia.
Will „man“ wirklich Exoten bei Olympia? Könige oder griechische Schlagersänger, die die Gelegenheit nutzen für ihr Heimatland im Skilanglauf anzutreten, weil sie prominent sind und im Winter ab und an auf der Loipe? Welcher Zuschauer hat denn wirklich Lust sich ein Tennismatch zwischen einem völlig überforderten Exoten und einem Top-Spieler anzuschauen? Das geht dann in 30 Minuten 6:0, 6:0 aus und der sportliche Wert ist gleich Null. Wenn das der Reiz sein soll, dann könnte man auch Olympia mit Zufallslosen machen und die Startplätze werden aus der Gesamtbevölkerung gelost. Dann spielt zum Spektakel halt ein 5jähriger aus Ghana gegen einen 90jährigen aus Japan, alleine zur Belustigung der Massen, die lieber statt Sport eine „Freakshow“ sehen wollen aka Eddie the Eagle.
Und selbst wenn tatsächlich eine Mehrheit unbedingt Exoten sehen wollte, warum sucht und findet man nicht ein Format, bei dem die Exoten und die sportlich Besten der Welt antreten können?
In der Lesart des IOC ist Radsport halt ein Individual- und kein Mannschaftssport
Dann wäre es gar kein Radsport mehr und dann sollen sie es auch anders nennen. Was ergibt es denn sportlich für einen Sinn, wenn ein Amateurfahrer aus Nigeria gegen 4 Top-Profis aus Belgien antreten soll. Da fehlt doch auch jeder Außenseiter-Charme. Der Amateurfahrer sieht auf Ansage die 200 km-Marke nicht und der Veranstalter hat dann wiederum auch keine Lust wegen eines „Olympiagefühls“ 2 Stunden zu warten, bis der letzte im Ziel ist und von den Zuschauern dafür gefeiert werden könnte. Da muss es nämlich wieder kommerziell schnell durchgetaktet zugehen.
Pidcock schafft (mit vollem Körpereinsatz) das Double. Spannendes Finale:
Aber zum Rennen: schade dass Tarling dieses Problem hatte, wäre sogar der Sieg dringelegen.
Man wird es zwar nie wissen, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, wenn man sich die Entwicklung bei den Zwischenzeiten anschaut. Tarlings Radwechsel ist vor der ersten Zwischenzeit, wo er dann 13 Sekunden Rückstand hat auf Evenepoel. Im zweiten Sektor, verliert er weitere 5 Sekunden. Im dritten Sektor weitere 9 Sekunden. Nun könnte man zwar vermuten, dass er zu Beginn der Schnellste gewesen wäre ohne Radwechsel, dann wäre jedoch ungewöhnlich dass er von da an zwar wenig, aber kontinuierlich verliert auf Evenepoel. Selbstverständlich wird ihn der Radwechsel auch etwas Rhythmus gekostet haben, aber spätestens nach 2-3 Kilometer sollte er das wieder im Griff gehabt haben. Wäre er weiterhin als der Schnellste unterwegs gewesen, würde man mindestens erwarten, dass er keine Zeit mehr im zweiten und dritten Sektor verliert (eher wieder zurückholt).
Sieg vermutlich also eher nicht, aber natürlich eine Medaille. Ja, schade. Mal sehen, wie es bei der WM aussieht.
Joelle, woher war die Info, dass Evenepoel Corona hatte? Konnte nix finden und sah heute ja auch nicht so aus.
Das hat er in dem Interview gesagt, in der er sich über die „Scheiß-Straßen“ beschwert hat. Auf Radsport.news gibts dazu noch einen Auszug:
Während Kopecky im gleichen Interview davon sprach, mit einem positiven Corona-Test aus dem Mitte Juli zu Ende gegangenen Giro d’Italia der Frauen gekommen zu sein, sich deshalb aber keine Sorgen, dass die Infektion ihre Leistung beeinträchtigen könnte, zeigte sich ihr Landsmann nicht ganz so optimistisch. “Ich habe den größten Teil des Montags im Bett verbracht, am Dienstag bin ich ein bisschen gefahren, aber das hat sich nicht gut angefühlt. Genau wie am Mittwoch und Donnerstag“, so der 24-Jährige, der dennoch als einer der Top-Favoriten auf Edelmetall ins Rennen gehen wird.
Ah, Danke für die Aufklärung bzw. Teilaufklärung. Dubios? Ja! Alleine, dass man zwischen Bahn und Straße schieben kann, find ich schon äußerst kurios. Warum nicht zwischen Mountainbike und Kunstradfahren oder Radfussball (keine Ahnung obs das noch gibt). Das Saisonende des Vorjahres zu nehmen, ist wahrscheinlich der Planungssicherheit geschuldet, kann aber dazu führen, dass Leute wie Girmay oder eben del Toro ihr Land nicht vertreten können, obwohl sie aktuell zu den Spitzenfahrern gehören und die Olympiade sportlich bereichern und aufwerten würden.
Und wenn wir schon dabei sind: ich kann mich auch nur schwer mit der disproportionalen Verteilung anfreunden. Schon eine Beschränkung auf 4 Fahrer pro Mannschaft macht aus einem Radrennen dieses Schweregrades eigentlich ne andere Sportart. Wenn du nur 1 oder 2 Fahrer hast, ist das definitiv keine Mannschaftssportart mehr.
Natürlich kann man da auch nicht allen 258 Staaten der Erde ein Startrecht mit 8 Fahrern geben, weil man mit über 2000 Startern nicht klarkäme (einen Versuch wäre es aber mal wert
)Aber dann soll man halt wie bei anderen Wettbewerben auch eine oder mehrere Ausscheidungs-Qualifikationsrunden durchführen. Entweder im Rahmen der Olympischen Spiele oder eben davor. Die 20 besten Nationen dürfen dann z.B. mit je 8 Fahrern antreten, so dass das wieder ein fairer Mannschaftssport ist, mit wenigstens theoretischer Chancengleichheit. Just my 2 Cents.
Funfact am Rande: Der ARD-Reporter fragte heute, was das längste Olympiazeitfahren der Geschichte gewesen sei. Na, und ich denke so, wahrscheinlich über 100 km, vielleicht 120 km. Nein 320 km! Die waren 10 Stunden unterwegs pro Fahrer und man fragt sich unwillkürlich, auf welcher Strecke die das gemacht haben.
Nö, haben tatsächlich keinen Startplatz:
https://www.procyclingstats.com/race/olympic-games/2024/nationsKeine Ahnung nach welchem System diese Liste erstellt wird.
Warum fährt der Isaac del Toro eigentlich nicht beim Straßenrennen?
Ich glaube, Mexiko hat gar keinen Startplatz?
Naja, Tarling ohne Defekt und Radwechsel wohl im Kampf um Gold.
Arg. Das habe ich gar nicht mitbekommen.
Ich vermute, Tarnung wurde hier fast ein wenig unter Wert geschlagen, weil er mit den nassen Verhältnissen weniger gut klar kam. Umso erstaunlicher ist der Sieg von Evenepoel, der wohl klar der Stärkste war, bzw. dessen Sie im Trockenen noch deutlicher ausgefallen wäre. Ganna hatte es sich gut eingeteilt, aber einige Fahrfehler drin, die ihn einmal fast zu Boden gebracht hätten. Van Aert überraschend gut, muss ich zugeben.
Ich nehme mal an, dass jetzt Evenepoel auch der Favorit für das Straßenrennen ist, jedenfalls dann, wenn es die belgische Mannschaft schafft als Einheit aufzutreten.
Frau Brown gewinnt absolut überlegen das ZF der Damen (sehr respektable 49km/h). Auch aber sicher nicht nur, weil Madame Dygert sich in einer Kurve hingelegt hat. Ich nehme mal stark an, die Jungs haben sich das angeschaut. Es wird heute wohl auch doch etwas auf die Fahrkünste ankommen, denn in den vielen Kopfsteinpflaster-Passagen und Kurven kann man bei dieser Nässe einige Sekunden gewinnen oder liegen lassen. Gar nicht ausgeschlossen, dass das am Ende über den Sieg und die weiteren Plätze entscheidet.
Oder sind die Einkäufe ein Hinweis darauf, dass das Projekt Roglic TdF schon wieder beerdigt ist? Ein Ende der Zusammenarbeit am Jahresende wurde hier und da gerüchtet.
Das wäre aber auch ein bisschen schräg, denn er hat ja, wie kolportiert wurde, angeblich nur einen Zweijahresvertrag. Und ohne finanzielle Kompensation dürfte man ihn auch kaum loswerden. Dann kann man ihn auch genauso gut bei den GTs nächstes Jahr einsetzen, ohne die absoluten Tophelfer an der Seite. Das ist auch nicht teurer und zumindest hätte man dann eine GT für Bora mal halbwegs ambitioniert abgedeckt. Das Problem wird halt sein, dass Roglic unbedingt nochmal in der Tour eine Chance bekommen möchte, die er aber realistisch betrachtet nicht mehr gewinnen kann. Da nützt ja aller Ehrgeiz nichts.
Für die Namen die aktuell gehandelt werden, sehe ich weder unmittelbares Siegpotential, noch in der Zukunft. Aber ich kann mich natürlich irren.
Das keine mehr flüchten möchte auf Flachetappen ist aber irgendwie so ein Tourding. Verstehe ich allerdings nicht wirklich. Der Prix Combatif wird am Ende der Etappe auf dem Podium geehrt und seit einigen Jahren wird doch jede Sekunde übertragen. Das sollte doch günstige TV-Zeit sein. Und schlecht waren die Odds schon immer für die Ausreißer. Aber immerhin haben sie die kleine Chance auf den ganz großen Triumph, wenn bei den Sprinterteams iwas schief läuft.
Diejenigen die es noch versucht haben, haben ja kaum noch 2 Minuten vom Feld bekommen. Ich denke das schreckt schon sehr ab, wenn du da vorne 100 km und mehr am ganz kurzen Band geführt wirst und die Chance für den großen Coup deshalb wirklich nahe Null ist. Da existiert dann noch nichtmal mehr die sprichwörtliche Mohrrübe. Im Grunde muss man sagen, dass sich die Teams jetzt einfach rational verhalten und Anreize wie „sich im TV präsentieren“ nicht mehr ziehen. Dann spart man sich die Kräfte offensichtlich lieber für die Etappen, in denen eine Flucht echte Chancen hat, wenn auch dort, wie gesehen, die Fluchten kaum noch glücken, weil die großen Teams am Ende doch wieder alles zurückholen.
Ich denke, die müssen sich da wirklich was Neues überlegen. Denn an Fernsehübertragungen von Touretappen, bei denen auf 150km, 170km, 190 km wirklich rein gar nichts mehr passiert bis ins Finale, schaden dem Radsport einfach zu sehr.
Evenepoel hatte jetzt wohl nochmal Corona und fühlte sich nach eigenen Angaben bis gestern überhaupt nicht fit…
*** Evenepoel
** Tarling, Ganna
* Waerenskjold, van Aert, KüngUnd interessiert sich Red Bull wirklich für die Vuelta? Das ist doch ausserhalb Spaniens und der internationalen Radsport-Szene ein Non-Event. Findet null statt.
Also das ist jetzt schon ein bisschen hart. Uns interessiert es doch auch. Und z.B. in Belgien (da weiß ich es halbwegs zuverlässig) wird die Vuelta von den Radsportfans durchaus voll wahrgenommen, genauso wie der Giro. Eurosport überträgt die Vuelta europaweit, ich kenne aber leider nicht die Zuschauerzahlen was die drei GTs betrifft.
Ansonsten ist es mit dem „Interesse“ so, wie nahezu überall im Sport: Sobald eine Nation einen Siegkandidaten an den Start bringt, schnellt das jeweilige Interesse sprunghaft in die Höhe. Es ist jetzt natürlich marketingtechnisch etwas blöd gelaufen, dass wegen der unterschiedlichen Umstände weder Pogacar, Vingegaard, Evenepoel noch vermutlich Roglic an der Vuelta teilnehmen. Aber sollten sich dort nächstes Jahr Vingegaard und Pogacar ein Match liefern, „garantiere“ ich, dass das Interesse an der Vuelta sehr groß sein wird.
Was der Streckenkartensammler zu Buchmann geschrieben hat, kann ich gut nachvollziehen. Es geht auch gar nicht darum, in irgendeiner unfairen Weise aus der Ferne den Charakter von Buchmann zu beurteilen. Wenn man sich nur auf die Umstände einläßt, die als halbwegs gesichert gelten können, dann hat Buchmann tatsächlich jahrelang ein sehr gutes Gehalt bezogen, welches er dafür bekommen hat bei den GTs anständige Ergebnisse zu erzielen. Das hat leider nicht so geklappt wie erhofft, warum auch immer.
Wenn ich mich jetzt in so einer Situation in die Position von Buchmann hineinversetze, wäre ich in erster Linie mal froh, über den größten und wirtschaftlich wichtigsten Abschnitt meiner Profikarriere so viel Geld verdient zu haben, dass ich mir an der Front keine wirtschaftlichen Sorgen mehr machen muss. Müsste ich dann nach Ablauf des Vertrags gehen, wäre ich immer noch dankbar für die Chance und die gute Zeit die mir das Team ermöglicht hat. Natürlich wissen wir aber hier nicht, was es intern sonst noch für Knatsch gab oder ob Buchmann vielleicht den Grund für seine enttäuschenden Leistungen den Team anlastete (zu recht oder zu unrecht).
Wäre da nur die Causa Buchmann, gäbe es eigentlich kaum einen Grund darüber weiter nachzudenken. Erst die anderen aktuellen Abgänge und die Kommunikation dazu, lassen etwas aufhorchen. Und da spielt es für mich zuerst auch mal keine Rolle, ob das nun deutsche Fahrer sind und wo die herkommen. Aber auch da verstehe ich die Argumentation von Streckenkartensammler: wenn man so wie Denk etwas mit viel Hingabe und Leidenschaft aufgebaut hat, wird man nicht immer den coolen Geschäftsmann mimen können, vorallem, wenn man die Person ist, die das wirtschaftliche Risiko trägt, während die eigenen Angestellten ihren sportlichen Traum leben können und dabei leistungsunabhängige, garantierte Zahlungen im Top-Management Bereich verdienen. Da kann man dann schonmal sauer reagieren, wenn es mit der Leistung nicht mehr so stimmt. Auch wenn natürlich genau dieser Punkt zum Grundrisiko in diesem Business gehört: die Leistung ist nie garantiert und jede Verpflichtung und jeder Vertrag ist immer eine Art Lotterie. Manchmal zieht man einen Hauptgewinn, meistens eher nicht. Es können halt auch nur immer 3 Leute auf dem Podium stehen, bei 18 WorldTeams. Ich vermute mal, etwa 70-80% der Fahrer erfüllen nicht die Erwartungen, die man in sie gesetzt hat. Damit muss man halt auch irgendwie „seriös“ umgehen können – also beide Seiten!
Das wurde auch gestern erst bekannt gegeben, was wiederum ein wenig verwundert, weil die 12. Etappe, am 11. Juli stattfand, was ja nun schon wieder fast 2 Wochen her ist. Man würde ja erwarten, dass nach Röntgen oder MRT dieser Befund sehr zweitnah erfolgt. Egal. Ich rechne jetzt auch nicht mehr mit Roglic bei der Vuelta, alleine weil das Risiko viel zu hoch sein dürfte, dass er bei seinem Sturzpech wieder auf den Rücken fällt.
Ich hab das von Bora auch gelesen und vielleicht stimmt es ja auch. Aber ich glaube, dass Roglic sicher am Start stehen wird. Der Typ ist ja anscheinend megateuer und bis jetzt hat er noch nichts abgeliefert. Eine historische 4te Vuelta wäre zumindest mal nicht so schlecht.
Roglic hat sich auf der 12. Etappe anscheinend einen Wirbelbruch zugezogen, wie Radsportnews jetzt berichten. Vermutlich dürfte das auch der Grund sein, warum Aldag erstmal zögerlich reagierte auf die konkrete Nachfrage.
Gut, ich hatte gehofft jemand anders macht das…
Die bisherigen Doublesieger und ihre Tripplechancen:
– 1949 Fausto Coppi (Tour und Giro). Mehr konnte er nicht erreichen, weil die Vuelta in diesem Jahr nichts stattfand
– 1952 dasselbe, wieder Coppi, wieder findet die Vuelta nicht statt
– 1963 Jacques Anquetil gewinnt Tour und Vuelta, der Giro fand im Juni statt, aber ohne Anquetil.
– 1964 Jacques Anquetil gewinnt Giro und Tour, die Vuelta fand im Mai statt, aber ohne Anquetil.
– 1970 Eddy Merckx gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne Eddy
– 1972 Eddy Merckx gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne Eddy
– 1973 Eddy Merckx gewinnt Giro und Vuelta, Tour im Juli ohne Eddy
– 1974 Eddy Merckx gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne Eddy
– 1978 Bernard Hinault gewinnt Tour und Vuelta, Giro im Mai ohne Bernard
– 1981 Giovanni Battaglin gewinnt Giro und Vuelta, Tour im Juli ohne ihn
– 1982 Bernard Hinault gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne ihn
– 1985 Bernard Hinault gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne ihn
– 1987 Stephen Roche gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne ihn
– 1992 Miguel Indurain gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne ihn
– 1993 Miguel Indurain gewinnt Giro und Tour, Vuelta im Mai ohne ihn1995 dann die große Zäsur, erstmal könnte jemand das Tripple schaffen, die drei Rundfahrten finden nicht mehr im Mai, Juni und Juli statt.
– 1998 Marco Pantani gewinnt Giro und Tour, Vuelta im September ohne Marco
– 2008 Alberto Contador gewinnt Giro und Vuelta, Tour findet ohne ihn statt
– 2017 Chris Froome gewinnt Tour und Vuelta, Giro findet ohne ihn stattDas bedeutet: Von allen bisherigen Double-Siegern wäre es bisher tatsächlich nur Pantani und Pogacar möglich gewesen, mit 2 GTs bereits in der Tasche das Tripple wirklich anzugehen. Allen anderen konnten es wegen der Terminierung der Rundfahrten oder weil sie wie Froome die Tour ausließen gar nicht angehen.
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Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 4 Monaten von
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